3D-Druck auf dem Bau: Ein Haus in 140 Stunden
Europas größtes Haus aus dem 3D-Drucker steht jetzt in Heidelberg.
Revolutionäre Entwicklungen finden nicht nur in der Technologie- und Elektronikbranche statt, sondern auch im Baugewerbe. Der 3D-Druck hat Einzug in die Baubranche gehalten und verspricht eine vielversprechende Zukunft. Ein beeindruckendes Beispiel ist das größte 3D-Gebäude Europas, das kürzlich in Heidelberg fertiggestellt wurde. Innerhalb von nur 140 Stunden entstand ein 53 Meter langes, elf Meter breites und neun Meter hohes Rechenzentrum. Die Bauzeit ist bemerkenswert kurz im Vergleich zu herkömmlichen Bautechniken.
Der geschäftsführende Gesellschafter der KrausGruppe, Hans-Jörg Kraus, beauftragte die Errichtung dieses innovativen Gebäudes. Inspiriert durch das erste in Deutschland gedruckte Haus in Beckum im Jahr 2020, war Kraus von Anfang an begeistert von den Möglichkeiten des 3D-Drucks. Sein Serverhotel ist nun das dritte vollständig genehmigte 3D-gedruckte Gebäude in Deutschland. Kraus beschreibt seine Leidenschaft für den 3D-Druck als „enormen Spieltrieb“, der ihn antreibt.
Ungewöhnliche Bauweise
Der Bauprozess des 3D-Drucks unterscheidet sich grundlegend von der traditionellen Bauweise. Statt Stein auf Stein werden Schichten von Beton übereinander gedruckt. Ein sogenannter Portaldrucker presst mithilfe einer Druckdüse Schicht für Schicht Beton aufeinander. Die entstehenden Wellenformen erzeugen eine außergewöhnliche Ästhetik, die mit konventionellen Baumethoden nicht möglich wäre.
Der 3D-Druck bietet nicht nur eine effiziente Bauweise, sondern auch ökologische Vorteile. Der verwendete Spezial-Beton hat einen kleineren CO2-Fußabdruck und ist recycelbar. Die Vision von Hans-Jörg Kraus ist es, dass diese Gebäude in einigen Jahren abgerissen, recycelt und mit erneuerbaren Energien ein neues Gebäude gedruckt werden kann. Trotzdem gibt es noch Herausforderungen in Bezug auf die Umweltfreundlichkeit des verwendeten Betons. Speziell für den 3D-Druck entwickelter Beton ist noch kein Standardmaterial und möglicherweise nicht überall verfügbar. Dies könnte längere Transportwege und damit verbundenen CO2-Ausstoß bedeuten.
Zukunftsmusik 3D-Druck
Die Einführung des 3D-Drucks in der Bauindustrie hat auch Auswirkungen auf die Arbeitskräfte und Berufsbilder. Im Vergleich zur herkömmlichen Bauweise werden deutlich weniger Arbeitskräfte benötigt. Der 3D-Druckprozess erfordert lediglich einige wenige Personen, um den Roboterarm zu überwachen und zu unterstützen. Dies kann den Fachkräftemangel in der Baubranche teilweise abmildern. Gleichzeitig erfordert der 3D-Druck auch neue Fähigkeiten und Anforderungen an die Bauarbeiter. Eine Hand mit Spachtel oder Kelle und die andere Hand mit einem Laptop sind ein Beispiel dafür, wie sich die Berufsanforderungen durch den Einsatz des 3D-Drucks verändern.
Trotz der eindrucksvollen Fortschritte des 3D-Drucks auf dem Bau wird es noch einige Zeit dauern, bis sich dieser Berufszweig vollständig verändert hat. Die flüssige Betonmischung, die durch die Druckdüse gepresst wird, hat noch keine Standardzulassung. Die Genehmigung für jedes Haus muss derzeit noch separat beantragt werden. Zudem sind die derzeitigen Portaldrucker deutlich größer als die zu errichtenden Gebäude. Die Anwendung dieser Technologie in hoch verdichteten städtischen Gebieten mit mehreren Stockwerken muss noch untersucht werden.
Was die Zukunft bringt
Experten wie Robert Jahn von der Technischen Universität Dresden glauben, dass der 3D-Druck mit Beton vorerst eher für Prestige-Objekte eingesetzt wird. Das 3D-Gebäude in Heidelberg ist ein beeindruckendes Beispiel dafür. Die Baustelle zog während des Druckprozesses bereits zahlreiche Besucher an. Hans-Jörg Kraus ist jedoch zuversichtlich, dass durch stetige Experimente und Weiterentwicklung Lösungen für mögliche Herausforderungen gefunden werden. Er betont, dass das Leben immer ein gewisses Risiko birgt und dass es wichtig ist, neue Verfahren auszuprobieren, um Fortschritt zu erzielen.
Der 3D-Druck auf dem Bau hat das Potenzial, die Baubranche nachhaltig zu revolutionieren. Die kurze Bauzeit, die ökologischen Vorteile und die Einsparung von Arbeitskräften sind nur einige der vielen positiven Aspekte dieser innovativen Technologie. Obwohl es noch Hürden zu überwinden gibt, ist es klar, dass der 3D-Druck einen bedeutenden Einfluss auf die Zukunft des Bauens haben wird. Wir können gespannt sein, welche weiteren Möglichkeiten sich in den kommenden Jahren eröffnen werden, während wir Schicht für Schicht eine neue Ära des Bauens erleben.
Bildnachweis: Adrian Schulz Kraus, fotoagenten-hd.de