Die Digitalisierung verändert die Gesellschaft. Nachhaltig. Langfristig.
Wie bei allen Veränderungen bringt das positive wie negative Auswirkungen mit sich. Computer, Mobilgeräte und schlaue Algorithmen ersetzen den Menschen. Massenentlassungen sind unumgänglich weil Maschinen wenn man ehrlich ist einfach zuverlässiger, präziser und effizienter arbeiten. Als wäre das nicht genug, sind wir ständig online und immer erreichbar. Wir verschenken unsere Privatssphäre. Nicht zu vergessen, wir verlieren Persönlichkeit, wunderbar verrückte Momente, Schreie aus dem Herzen in den Wind und dumme Aktionen weil das Video ja bei YouTube landen könnte und sich hinter dem Mainstream verstecken das gesündeste für die moderne Psyche ist. Es gibt Kliniken für Internetsucht und weil Geburtstage mit zu vielen Smartphones scheiße werden gibt es Einladungen auf denen ganz bewusst alle Handys ausgeladen werden. In Australien ist bei jedem Sonnenuntergang Snapchat anwesend, selbst in China wird man nach 5 Minuten nach dem Facebook Profil gefragt, ein netter Mormone der mich erfolglos zu missionieren veruscht frägt ob ich seinen Instagram Account liken kann. Heilige Scheiße, was haben wir da angerichtet?!
Auf der anderen Seite muss ich echt sagen, mein Freundeskreis hat gelernt mit der Technik umzugehen. Am Anfang war das ein Problem, aber inzwischen ist einfach klar wenn wir weggehen bleibt das Handy in der Hosentasche. Dringende Anrufe kommen durch, Nachrichten sind stumm geschaltet. Wir benutzen WhatsApp um uns abzusprechen. Das ist schnell und unkompliziert.
Als ich in Penang war – das ist in Malysia – gab es da so ein Kunstprojekt. Zwei Tafeln, aufgehängt wie eine Wage, auf die man Zettel anbringen konnte. Die Zettel wirkten wie die Gewichte und man sah welche Meinung stärker vertreten ist. Auf der einen Tafel stand „I’m a slave of technology“. Die andere Tafel sagte mehr oder weniger das Gegenteil aus. Nämlich, dass man sich nicht von der Technik beherrschen ließe, sondern sie im Gegensatz selbst beherrsche. Ich habe echt lange überlegen müssen. Aber ich hängte meinen Zettel an die zweite Tafel. Ich bin nicht anhängig von der Technik. Sie hilft mir nur.
Ich finde es schade, dass wir niemanden mehr nach dem Weg fragen müssen, seitdem es Google Maps gibt. Aber wenn es niemanden gibt, den man fragen kann, dann bin ich froh darum. Und in Russland spricht kein Schwein Englisch. Wenn ich dort eine Frage hatte, war ich glücklich Google Translate bei mir zu tragen. Und ganz ehrlich, manchmal frage ich Leute auch noch nach dem Weg, einfach so, weil ich eben lieber grade frage als schon wieder am Bildschirm zu hängen. Aber das ist dann eine freiwillige Entscheidung, die bewusst gewählt ist.
Wenn ich am frühen Morgen durch den Wald laufe mit Spotify oder Audible auf den Ohren, wenn ich durch BlaBlaCar die nette Programmiererin kennenlerne und mir der VWL Stundent bei der Fahrt nach Köln etwas über Körpersprache beibringen kann, wenn mir Couchsurfing sagt du hast Freunde überall auf der Welt und ich mir herausstechende Bildung durch eLearning plötzliche leisten kann, dann weiß ich, ich bin genau richtig hier. Das ist meine Welt. Das ist die digitalisierte Gesellschaft.
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